Dort sitze ich, auf der Terrasse eines Finnhäuschens im Wendland. Vor 20 Jahren war ich das erste Mal in dieser Gegend, ich habe sie und die Menschen hier mögen gelernt. Vor allem den Bioladen in Gartow, den täte ich am liebsten einpacken und mitnehmen 😉
Heute strahlt die Sonne vom Himmel, ein frischer Wind weht durch die Bäume, der Hund döst neben mir, der Wandersmann arbeitet fleißig an seinen Wappengemälden und ich lese ein Buch von Julia Schoch, es wurde bei WDR 4 von Elke Heidenreich besprochen, die offensichtlich völlig begeistert war. Und ich muss sagen, ich bin es auch. Es geht um Familie, um ein „Vorkommnis“, dass der Protagonistin zu schaffen macht, die nicht wirlich versteht, warum das so ist, die nach Antworten sucht, wo es eigentlich keine Fragen gibt.
Familie ist mein großes Thema derzeit, warum bin ich so, wie ich bin, was hat mich dazu gemacht, wieso sehe ich Dinge so und nicht anders, warum komme ich hiermit zurecht und damit nicht… und all diese Gedanken, die sich ebenfalls in dem „Vorkommnis“ wiederspiegeln, auch wenn ich das selbst nie erlebt habe und voraussichtlich nicht erleben werde.
Was mir besonders gut gefällt ist die klare und schnörkellose Sprache. Sätze wie: Es heißt, solange man die Geschichte seiner Eltern nicht kennt, kennt man sich selbst nicht. Nicht nur die Worte, auch wo er steht, der Satz, was davor kommt, danach, es lässt mich wiederfinden in meiner Familie, weil es nicht um das genaue „Vorkommnis“ geht, sondern darum, wie man damit umgeht in der Familie, was es auch sein mag. Und wie man scheitern kann, auch wenn es nichts zu scheitern gibt.
Spannend. Wie Elke Heidenreich kann ich es nur empfehlen. Es ist kein schwerer Lesestoff, auch wenn ich unter leichter Urlaubslektüre was anderes verstehe.
Doch jetzt mache ich eine Pause und gehe mit dem Hund in den Wald.